© Gerhard Zimmermann 2023
Endlich geht es wieder weiter. Mein Chef lässt mich freundlicherweise in unserem Lackierraum arbeiten. Ich hatte mir im Netz Nitrocellulose Lack bestellt. Klar, rot und gelb. Anders als bei meinem ersten Eigenbau habe ich die Ahorndecke diesmal gemäß dem historischen Vorbild nicht gebeizt, sondern mit einer Schickt gelb getöntem Lack begonnen. Danach kam per Airbrush der rote Lack darüber. Gefolgt von einigen Schichten Klarlack. Nicht zu vergessen die Kopfplatte. Diese hatte ich zwar schon schwarz gebeizt, da aber die Ränder sehr unsauber waren und die Beize auch nicht überall gleichmäßig gedeckt hat, kam noch eine Schick Acryllack in schwarz matt darüber. Nachtrag: Nächstes mal auf jeden  Fall das Headstock Veneer direkt mit schwarzer Farbe lackieren!!!. Jetzt wurden Logo und Korpusbinding vom Lack befreit. Das Binding lies sich wunderbar mit einem scharfen Drehstahl versäubern. Wieder daheim habe ich mal spaßeshalber etwas Hardware auf die Gitarre gelegt…. :-)  Auch die Posts für das Stoptail habe ich noch eingeschlagen. Eigentlich wollte ich schon den Sattel machen, dazu müsste die Gitarre aber schon soweit fertig sein, daß ich Saiten aufziehen könnte. Die Mechaniken können aber natürlich erst nach der Lackierung montiert werden. Aufgefallen ist mir dabei noch der stark nach hinten verkrümmte Hals. Vermutlich wird er durch den Saitenzug wohl schon gerade werden, jedoch erschwert das die Bearbeitung der Bünde enorm. Ich muss mir dazu wohl die Gitarre auf der Werkbank so verspannen, das der Hals auch ohne Saiten begradigt wird.
Update 03.02.2018
Zwischendurch, ein hauch blaue Farbe.
Update 20.02.2018
Nach einem kompletten Zwischenschliff kamen noch eine dicke Schicht Lack drauf, danach noch ein Zwischenschliff und zum Schluss eine Schicht Nitrolack aus der Spraydose. Dieser lässt sich aufgrund des hohen Lösemittelanteils sehr glatt spritzen. Nachteil ist die unglaublich lange Trockenzeit. Jetzt nach fünf Tagen habe ich den Lack zwar final geschliffen und mittels Mikromesh poliert, aber er ist immer noch weich.
Update 01.03.2018 leider hat sich der Hals durch den Saitenzug überhaupt nicht begradigt. Auch zwei Tage auf der Heizung mit Spanngurt haben nichts gebracht. Zu schmale Bundschlitze waren wohl die Ursache für die Biegung des Griffbrettes und schließlich auch die des Halses. Um das zu reparieren müssen die Bünde raus. Das bedeutet leider auch, dass ich die für Les Pauls typischen „Nibs“ verliere, also den am Bundstab anliegenden kleinen Buckel vom Binding. Die neuen Bünde müssen im Bereich des Bindings entsprechend ausgespart werden, damit das Bundstäbchen auf dem Binding liegen kann. Alternativ hätte ich das Binding entfernen können, was für mich aber nicht in Frage kam, oder ich hätte die Nibs mit verflüssigtem Bindingplastik tropfenweise wieder aufgebaut. Beide Alternativen waren mir zu arbeitsintensiv mit zu ungewissem Ausgang. Natürlich habe ich vor dem erneuten Bundieren die Bundschlitze erst gereinigt und dann mit einem 0,7 mm Bohrer erweitert. Somit konnte ich die Bünde ohne großen Kraftaufwand einschlagen und verkleben.
Hier sieht man den nach hinten gebogenen Hals…
Neu Bundieren…
Raus mit den Bünden!!!
Gründlich mit dem Radius Sanding Beam schleifen.
Update Die Abdeckungen für die Fächer auf der Rückseite sind fertig. Das war mal wirklich einfach. Ich habe ein Blatt Papier auf das jeweilige Fach gelegt und mit einem Spitzen Stift die Kontur direkt abgepaust. Somit hatte ich eine perfekt passende Papierschablone die ich dann auf das Plastik übertragen und aussägen konnte. Dann ging es schon weiter mit der Elektrik. Die Installation der Potis gestaltete sich recht schwierig, da die Decke an den Potischäften noch zu dick war. Akkuschrauber und Forstnerbohrer haben es gerichtet. Dann kamen die Mechaniken an die Reihe, die Posts für die Brücke und auch der Sattel. Anders als die historischen Vorbilder habe ich einen Knochensattel genommen. Der lässt sich leichter als Nylon bearbeiten. Den Sattel kann ich natürlich erst dann fertigstellen, wenn auch die Saiten aufgezogen werden können. Hier steht noch die falsche Halskrümmung im Weg.
Heizung und Spanngurt haben nicht geholfen
Update 17.03.2018
Das Griffbrett wird mit Lemonoil geölt.
Leider hat das neue Bundieren nicht wirklich viel gebracht. Erst nach einem ganzen Wochenende auf der „Streckbank“ konnte ich den Hals begradigen. Er ist jetzt tatsächlich mit Saitenzug Schnurgerade. Es reicht gerade so um eine schöne flache Saitenlage zu erreichen. Störend ist noch ein Nebengeräusch der hohen E-Saite. Weiter ging es mit dem Logostempel. Diesmal habe ich es nicht so schön hinbekommen. Es führt wohl für ein schönes Ergebnis kein Weg an einem Siebdruck vorbei. Als Sattel habe ich nun schliesslich einen Tusq Sattel verwendet. An der Herstellung eines Sattels aus Nylon oder Knochen bin ich komplett gescheitert. Der Tusq-Sattel musste nur von unten in der Höhe gekürzt werden.
Update 18.03.2018 Nachdem ich der Meinung war, mit dem Sound der Gitarre stimme etwas nicht, habe ich der Goldtop die Gibson Burstbucker entrissen und in diese Gitarre eingebaut. Einen Unterschied höre ich nicht wirklich, aber die schwarzen PU´s sehen in jedem Fall besser aus. Ich muss vielleicht noch etwas an der Bridge feilen, da es Nebengeräusche beim Anschlag gibt.
So sieht die Paula jetzt mit den Burstbuckern aus.
Update 03.02.2019 Auch ein Jahr nach der Lackierung ist der Lack nicht Grifffest. Sobald man die Gitarre länger berührt wird der Lack klebrig. Nun habe ich mich dazu entschlossen die Rückseite inklusive Hals neu zu lackieren.
Mit Chemie (Entlacker) liess sich die Farbe recht gut entfernen. Danach habe ich noch einmal alles gründlich geschliffen und mit einem feuchten Tuch die Beize abgerieben. Dann wieder mit Clou Holzpaste gefüllert und in rot gebeizt. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen beim Nächsten mal mit Anilin und Bims das Holz zu füllern, aber an sich war das Ergebnis mit Clou ganz gut. Da leider die Beize an einigen Stellen am Griffbrett das Binding angegriffen hat, musste ich mit in Aceton gelöstem Binding etwas nachbessern. Mal sehen ob das funktioniert.
Ich kann gar nicht glauben das sich der Bau dieser Gitarre bereits über vier Jahre erstreckt… Ein Jahr lang (2016) habe ich gar nichts daran gemacht, und 2018 hing sie nur zum trocknen an der Wand. Hätte ich geahnt das der Lack nicht weiter aushärtet hätte ich sie letztes Jahr bereits wieder abgebeizt…
Fertig. Wie immer gegen Ende eines Projektes sind Baufotos rar. Nachdem ich die Gitarre abgebeizt und neu lackiert hatte, durfte sie noch ca. 8 Wochen an der Wand hängen und trocknen. Dann habe ich noch den Les Paul Schriftzug wieder mit Revell-Farbe, Stempel und Pinsel aufgebracht. Für das Pickguard habe ich mir erst eine Papierschablone gemacht und dann den Kunststoff mit einer kleinen Trennscheibe zurecht geschnitten.